Wir haben im Zuge des Projekts unterschiedliche Seminarformate in verschiedenen Settings über verschiedene Zeiträume getestet und evaluiert. Aufgrund der Corona-Pandemie fand ein Großteil der Veranstaltungen virtuell statt. Folgende Empfehlungen können wir für die Seminargestaltung geben:
- Führen Sie die Seminare – wenn möglich – zu zweit durch. Diese Empfehlung geben wir sowohl für Seminare in Präsenz wie auch für Onlineveranstaltungen.
- Übergangsseminare müssen nicht unbedingt in geschlossenen Räumen stattfinden. Eine anregende und ungewohnte Umgebung, wie z.B. in den Bergen, beim Segeln etc., kann sicherlich spannend sein und den Teilnehmenden helfen „outside the box“ zu denken. Das ist aber natürlich immer auch eine Kostenfrage, die es zu berücksichtigen gilt.
- Die Zahl der Seminarplätze sollten Sie vom Veranstaltungsformat und der Art der Durchführung (Präsenz/virtuell) abhängig machen. Infoveranstaltungen oder Messen eignen sich für mehr Teilnehmende als ein Reflexionsseminar.
- Testen Sie vor Onlineveranstaltungen die Technik ausgiebig und bieten Sie Ihren Teilnehmenden vorab einen kurzen Techniktest an – nichts ist schlimmer als Technikprobleme während des Seminars.
- Abwechslungsreich können Seminare auch durch die Einbindung von Kooperationspartner*innen werden, wie z.B. lokale Freiwilligenagenturen. Uns war dabei immer wichtig, dass die Kooperationspartner*innen neutral waren, d.h. nicht die Mission hatten, die Teilnehmenden in eine bestimmte Richtung zu lenken.
- Erheben Sie – wenn möglich – eine kleine Kursgebühr. Im Rahmen des Projekts haben wir keine Teilnahmegebühr erhoben – das lag zum einen an der Förderung, die wir erhalten haben und zum anderen daran, dass wir mit diesem Projekt auch Menschen erreichen wollten, die normalerweise nicht in den klassischen Bildungskontexten zu finden sind. Ob diese Maßnahme dabei geholfen hat, kann in Zweifel gezogen werden. Eine negative Auswirkung hatte die fehlende Kursgebühr auf die Verbindlichkeit einiger Teilnehmenden. So kam es insbesondere bei den virtuellen Veranstaltungen zu gehäuften kurzfristigen Absagen bzw. einem unangekündigten Fernbleiben. Das war schade für diejenigen, die auf der Warteliste standen, aber auch für die anderen Seminarteilnehmenden, wenn die Gruppe sehr klein war. Darüber hinaus – so wurde uns in den Evaluationen berichtet – standen Einige einem kostenfreien Angebot kritisch gegenüber, denn „Was nichts kostetet, ist nichts wert.“ Zusammenfassend lässt sich konstatieren: Es ist und bleibt ein schwieriger Balanceakt mit der Teilnahmegebühr.
- Unserer Erfahrung nach ist es gut, wenn etwas Zeit zwischen den einzelnen Veranstaltungen liegt, aber es sollten keine zu langen Zeitspannen sein. Drei Sitzungen über sechs Wochen kamen z.B. gut an, aber drei Sitzungen über den Zeitraum von drei Monaten wurden als zu lange empfunden.
- Die Seminare leben vom Austausch und der Diskussion – eine vertrauensvolle Atmosphäre in einem geschützten Raum ist deshalb von besonderer Bedeutung. Eine feste Gruppenzusammensetzung kann dafür förderlich sein. Den geschützten Raum gilt es auch bei der Auswahl der Methoden zu beachten. Wenn es um sensible Themen geht, wie z.B. individuelle Herausforderungen kann eine Gruppenarbeit für einige Teilnehmende eventuell zu einem Gesichtsverlust führen. Dies gilt es unter allen Umständen zu vermeiden. Hier wäre eine Methode, die man in Einzelarbeit durchführt, angemessener.
- Bauen Sie Pausen ein in Ihre Veranstaltungen – in der Pause haben die Teilnehmenden die Möglichkeit zum entspannten Austausch und näheren Kennenlernen. Es hat sich gezeigt, dass die Kursteilnehmenden i.d.R. großes gegenseitiges Interesse an einem Erfahrungsaustausch haben – Erfahrungsberichte aus erster Hand kommen immer sehr gut an. Deshalb kann es auch sinnvoll sein, so genannte Testimonials einzubinden, also Menschen, die von ihrem Übergang in die Rente berichten.
- Eindrücklich ist es für die Teilnehmenden, wenn Sie die einzelnen Module des Seminars im Sinne des Storytellings verbinden. Beispielsweise haben wir eine Seminarreihe „Kompass-Seminar“ genannt. Die einzelnen Sitzungen und Übungen hatten maritime Begriffe. Die erste Sitzung trug beispielsweise den Titel „Auf zu neuen Ufern“.
- Das Thema Übergang in die Rente ist für einige Menschen mit ernsten Herausforderungen verbunden und kann durchaus zum kritischen Lebensereignis werden. Versuchen Sie durch die Wahl des Seminartitels das Thema positiv zu besetzen. Selbstverständlich werden im Seminar auch ernste Themen besprochen, aber es ist hilfreich für die Teilnehmenden, wenn Sie die Chancen und Potenziale der neuen Lebensphase betonen
- Es ist für die Teilnehmenden sinnvoll, die erarbeiteten Ergebnisse schriftlich festzuhalten. Denn dann haben sie die Möglichkeit, diese zu Hause zu ergänzen oder einfach zu einem späteren Zeitpunkt nachzulesen. Schön ist es für die Teilnehmenden, wenn sie ihre Überlegungen auf Arbeitsblättern oder vielleicht sogar in einem kleinen Arbeitsheft notieren – diese Unterlagen bewahrt man vielleicht länger auf als einfache Notizzettel. Ein Beispiel für ein kurzes Arbeitsheft finden Sie hier.
- Wer mit Powerpoint arbeiten möchte, hat die Möglichkeit eine Musterpräsentation für eine zweiteilige Onlineveranstaltung runterzuladen: Musterpräsentation.